Donnerstag, 26. Januar 2012

ILO gibt deutschem Lohndumping Mitschuld an der Krise

Die Finanzprobleme in der Euro-Zone wurden zum großen Teil durch die unterdurchschnittliche Entwicklung der Löhne und Gehälter in Deutschland verursacht. Das steht im globalen Beschäftigungsbericht 2012, den die Internationale Arbeitsorganisation (ILO, eine UNO-Organisation) dem seit gestern in Davos tagenden Weltwirtschaftsforum vorlegte.

Weil in Deutschland seit der Wiedervereinigung die Kosten der Arbeit im Vergleich zu anderen Ländern gesunken sind, sei "das Wachstum in diesen Volkswirtschaften unter Druck geraten". Während die deutschen Exporteure sich über Lohnsenkungen Wettbewerbsvorteile verschafften, hätten die davon betroffenen Länder diese nicht wettmachen können. Krisenländern sei ein Ausweg über Exportsteigerungen versperrt worden, weil in Deutschland die Nachfrage angesichts der schwachen Einkommensentwicklung hinterherhinke. Diese Entwicklung habe in anderen Ländern der Eurozone "nachteilige Folgen für die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen".

In Europa hat laut Beschäftigungsbericht der ILO die Arbeitslosigkeit mit rund 45 Millionen „einen historischen Höchststand erreicht, und der Ausblick ist wegen der Schuldenkrise in den meisten Ländern negativ". Weltweit geht die ILO von 197 Millionen Arbeitslosen aus, 27 Millionen mehr als vor dem Ausbruch der Finanzkrise (2008). Hinzu kommen rund 900 Millionen Menschen, die trotz Arbeit unter der Armutsschwelle von zwei Dollar pro Tag leben. "Jeder dritte Arbeitnehmer auf der Welt ist entweder arbeitslos oder lebt trotz Arbeit in Armut,“ stellt der Bericht fest.

Um die Krise in Europa zu überwinden, empfiehlt die ILO, die deutsche Wirtschaft solle stärker die Produktivität fördern, statt weiter bei Löhnen und Gehältern zu bremsen.

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