Die knappe Hälfte (ca. 45% oder 805 Millionen €) des städtischen Gesamthaushalts hat die Dortmunder Stadtspitze 21 „strategischen Zielen“ zugeordnet, die ihr für die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung der Stadt besonders wichtig erscheinen und an denen vor allem sie ihre Politik von den Bürgern bewertet sehen will. Das nennt sie einen „Wirkungsorientierten Haushalt“ (WOH). Diese 21 Teilziele gruppieren sich zu sieben „Zielfeldern“: Wirtschaft und Beschäftigung, Kinder-Jugend-Bildung, Sicherheit und Ordnung, Soziales, Umwelt, Lebensqualität, schließlich alles übergreifend die „Sicherung der kommunalen Handlungsfähigkeit“, womit die Verringerung des Haushaltsdefizits und der Schuldenlast gemeint ist.
Um die Wirkung solcher „wirkungsorientierter“
Haushaltspolitik bewerten zu können, werden zum einen die Ziele mit bestimmten
Kennzahlen belegt, zum anderen sollen turnusmäßig repräsentative Bürgerbefragung
den Ist-Zustand der von den Dortmunder-innen gefühlten Lebensqualität
feststellen, an dem Fortschritte – oder Rückschritte – in der Zielerreichung gemessen
werden können. Die erste Befragung fand also im Herbst 2013, parallel zur
politischen Beratung des ersten WOH statt. Genau ein Jahr später, im Herbst
2014 folgte die nächste Umfrage mit dem gleichen Fragebogen.
Was bei dieser Folgebefragung 2014 herauskam, deren
Ergebnisse jetzt dem Rat vorliegen, müsste eigentlich allen Verantwortlichen
die Schamröte ins Gesicht treiben:
Die Lebensqualität in
Dortmund nimmt ab und nicht zu!
Quer über alle Zielfelder bewerteten die Bürger 2014 das
Leben in unserer Stadt schlechter als im Vorjahr. Zwar sind von den knapp
3.000, die den Fragebogen ausgefüllt zurücksandten, 79% im allgemeinen mit der
Lebensqualität in unserer Stadt zufrieden bis sehr zufrieden, und nur 21%
bewerten sie eher negativ (durchschnittliche Schulnote „befriedigend“: 2,93);
zwar verschieben sich die Bewertungen innerhalb nur eines Jahres nicht
dramatisch – aber durchgängig über alle abgefragten Zielfelder fiel die
Benotung 2014 negativer aus als 2013.
Die Einzelbenotungen bieten kaum Überraschendes. Am besten,
nämlich mit „gut“ bewerten die Dortmunder-innen ihre Einkaufsmöglichkeiten (zu
denen ja die Politik wenig beiträgt). Mit „gut minus“ auch noch die
Gesundheitsversorgung, Theater und Bibliotheken (!) Schon Busse und Bahnen,
Sicherheit und Sauberkeit, Lärm- und Umweltschutz, familiengerechtes Wohnen und
die Serviceleistungen der Stadtverwaltung bringen es nur noch auf „drei minus“
bis „ausreichend“. Am schlechtesten (Durchschnittsnoten „ausreichend“ und
darunter) kommen der Straßenzustand, die Radwege, öffentliche Toiletten, das
Angebot von Arbeits- und Ausbildungsplätzen sowie preisgünstiges Wohnen weg.
Auffällig aber: Von den 57 Einzelfragen kamen 49 auf schlechtere
Noten als im Jahr vorher (86%). Da muss sich niemand wundern, wenn auf die
zusammenfassende Frage, wie die Lebensbedingungen in Dortmund sich in den
nächsten fünf Jahren entwickeln werden, fast jede-r Zweite eine
Verschlechterung erwartet (46% aller Antworten, plus 2% gegenüber 2013) und die
Zahl derer, die auf Verbesserung setzen, von 18 auf nur noch 15% schrumpfte.
(Die restlichen 39% hoffen, dass alles bleibt wie es ist.)
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