Dienstag, 26. Juni 2012

Notizen aus der Provinzhauptstadt: Was tun für die Bildung?

Blöde Frage? Es ist schon absurd, ein unlösbarer Systemwiderspruch: Der entwickelte Kapitalismus des 20. Jahrhunderts hat in seinen fortgeschrittensten Ländern ein so hohes und breites Bildungsniveau erreicht wie noch nie in der Menschheitsgeschichte – zugleich reduziert er Bildung immer mehr auf die Dressur von Arbeitskräften und Konsumidioten für „die Märkte“. Wer auch immer es mit dem humanistischen Bildungsziel allseitiger Persönlichkeitsentwicklung bei gleichen Bildungschancen für Alle erst meint, muß damit unvermeidlich in Opposition zum herrschenden (Bildungs-) System geraten. Demnach könnte die Verteidigung der menschlichen Persönlichkeit eine der breitesten, stärksten Bewegungen gegen die Ökonomisierung und Zurichtung des ganzen Menschen auf die „Wettbewerbsgesellschaft" sein.

Noch absurder ist folgendes: Ohne die praktische Annäherung an das humanistische Menschenbild wird es eine freiere, sozialere, demokratischere Entwicklungsstufe der Menschheit nach dem Kapitalismus nicht geben – jedoch solange viele Linke die Volksbildung konservativen Eliten, kapitalhörigen Bürokratien, Bertelsmännern und BILD überlassen, wird das Kapital weiter über die Köpfe herrschen. In Dortmund wie überall.

In dieser Einsicht war die Arbeiterbewegung schon mal weiter als wir Linken heute. Auch ich springe mit diesem Plädoyer über meinen Schatten. Das soll nicht ohne Folgen bleiben für Dortmund.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen