Montag, 2. Februar 2015

Notizen aus der Provinzhauptstadt: "Gute Seelen"- Das leisten arbeitslose Menschen für die Stadt Dortmund


Leserbrief zu RuhrNachrichten vom 30.01.2015


Die Statistik des Jobcenters zeigt, dass 2.833 erwerbslose (nicht arbeitslose) Menschen Notwendiges, Nützliches und Wichtiges tun - „gute Seelen“ für 1,50 Euro in der Stunde. Ohne diese Tätigkeiten würde die Stadt nicht mehr funktionieren. Die Leute müssten daher auf Dauer eingestellt und tarifgemäß vergütet werden. Sie sind es nicht. Zum Trost erhalten sie ab und zu solche Lobhudeleien wie die für den Betreuungshelfer in der Seniorenwohnstätte. Die „Festanstellung winkt“? Von den 2.833 Menschen in „Arbeitsgelegenheiten“ oder anderen Programmen werden die allerwenigsten festangestellt. Die allermeisten landen gleich wieder beim Jobcenter.

Die „guten Seelen“ leben mit Hartz IV und werden von Jobcenter, Stadt und anderen Trägern unter Androhung von Sanktionen immer wieder in solche Ein-Euro-Jobs und andere Programme gedrückt. Sie sollen beweisen, dass sie arbeiten wollen und können - wie der 58jährige Flüchtling aus Afghanistan, der eine Ausbildung hatte und sein Leben lang gearbeitet hat …

„Gute Seelen“ wehren sich meist nicht. Aber jetzt konnte die Festanstellung eines (!) „Bürgerarbeiters“ (von ca. 500) vor dem Arbeitsgericht - mit Rechtsschutz von verdi - gegen die Stadt Dortmund eingeklagt werden. Für ihn und einen (!) weiteren  prekär über Förderprogramme Beschäftigten wurde auch die tarifgerechte Eingruppierung erstritten Noch überlegt sich die Stadt eine Berufung.

Wolfgang Richter



Wolfgang Richter hat zusammen mit Irina Vellay das Buch verfasst „Bürgerarbeit – Teil der großen Umverteilung? Eine Untersuchung am Beispiel der Stadt Dortmund“, Köln 2014

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