Leserbrief zu RuhrNachrichten vom 30.01.2015
Die Statistik des Jobcenters zeigt, dass 2.833 erwerbslose
(nicht arbeitslose) Menschen Notwendiges, Nützliches und Wichtiges tun - „gute
Seelen“ für 1,50 Euro in der Stunde. Ohne diese Tätigkeiten würde die Stadt
nicht mehr funktionieren. Die Leute müssten daher auf Dauer eingestellt und
tarifgemäß vergütet werden. Sie sind es nicht. Zum Trost erhalten sie ab und zu
solche Lobhudeleien wie die für den Betreuungshelfer in der Seniorenwohnstätte.
Die „Festanstellung winkt“? Von den 2.833 Menschen in „Arbeitsgelegenheiten“
oder anderen Programmen werden die allerwenigsten festangestellt. Die
allermeisten landen gleich wieder beim Jobcenter.
Die „guten Seelen“ leben mit Hartz IV und werden von
Jobcenter, Stadt und anderen Trägern unter Androhung von Sanktionen immer
wieder in solche Ein-Euro-Jobs und andere Programme gedrückt. Sie sollen
beweisen, dass sie arbeiten wollen und können - wie der 58jährige Flüchtling
aus Afghanistan, der eine Ausbildung hatte und sein Leben lang gearbeitet hat …
„Gute Seelen“ wehren sich meist nicht. Aber jetzt konnte die
Festanstellung eines (!) „Bürgerarbeiters“ (von ca. 500) vor dem Arbeitsgericht
- mit Rechtsschutz von verdi - gegen die Stadt Dortmund eingeklagt werden. Für
ihn und einen (!) weiteren prekär über
Förderprogramme Beschäftigten wurde auch die tarifgerechte Eingruppierung
erstritten Noch überlegt sich die Stadt eine Berufung.
Wolfgang Richter
Wolfgang Richter hat zusammen mit Irina Vellay das Buch
verfasst „Bürgerarbeit – Teil der großen Umverteilung? Eine Untersuchung am
Beispiel der Stadt Dortmund“, Köln 2014
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen