Freitag, 17. Mai 2013

Notizen aus der Provinzhauptstadt: Banausenpolitik verramscht kulturelles Erbe


Vor dem Hintergrund der ungeheuren Zerstörungen Dortmunds im 2. Weltkrieg war es umso bewundernswerter, dass die Malocherstadt schon 1947 bis 1956 sich den Neubau eines Museums für moderne Kunst leistete. Noch dazu wurde dies Gebäude selbst eine Perle zeitgenössischer Baukunst. Seine Innenarchitektur bildet eine der gelungensten Raum-Licht-Kompositionen deutscher Museen. Und noch niemand prahlte damals von "Westfalenmetropole" und "Kulturhauptstadt" - umso mehr wären die Marktschreier von heute eigentlich verpflichtet, das Baudenkmal zu erhalten und zu pflegen.

Doch am 2. Mai 2013 beschloss eine Dortmunder Ratsmehrheit - gegen die Stimmen nur der Linksfraktion! - das Museum abzureißen und das Grundstück an einen privaten Investor zur "Verwertung" zu verhökern, der dort in bester Citylage, mit eigenem Park drum herum, hochpreisige Seniorenresidenzen errichten will.

Seit zwanzig Jahren schon hatte die banausische Stadtspitze das Baudenkmal verkommen lassen. Und seit 2003 der Radeberger Bierkonzern (Oetker) seine Dortmunder Unionbrauerei liquidierte und der damalige OB die Chance witterte, im Brauereiturm sich ein monströses Denkmal zu setzen, arbeiteten die Banausen um ihn herum zielstrebig auf das Ende des Museums am Ostwall hin. Alle Angebote von verschiedenen Vereinen und Verbänden, das Gebäude zu sanieren und weiter öffentlich kulturell zu nutzen, wurden trickreich sabotiert, Proteste stur ausgesessen. Nun haben die Privatisierer öffentlicher Werte ihr Ziel erreicht. Das unterscheidet Banausen von Malochern.

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