Im Herbst 2012, vor dem Kanzlerkandidaten-Casting der SPD
konnten Politikbeobachter keinen Zweifel mehr haben: Den
Vorsprung der CDU, mit Merkels Sympathiewerten im Rücken, würde die SPD bis zum
Wahltag nicht mehr aufholen können. Egal ob mit oder ohne FDP im nächsten
Bundestag, wird es für „Rot-Grün“, bei Ausschluß der LINKEN, keine Mehrheit
geben.
Für ein Mitregieren im Bund nach der Wahl 2013 hat die SPD,
solange sie die LINKE ausgrenzt, also nur eine Option: die große Koalition. Das
darf sie aber um’s Verrecken nicht vorher öffentlich sagen. Weder ihrer
Mitgliederbasis, die dafür kein einziges Plakat kleben würde, noch dem Wahlvolk,
das dann erst recht zuhause bliebe. Die SPD-Spitze musste also schon im Herbst
eine Art Wahlkampf planen, der so aussieht, als setze sie auf Sieg für
„Rot-Grün“ gegen „Schwarz-Gelb“ – obwohl das ganz andere Ergebnis schon
absehbar war.
Für diese Wählertäuschung gab Steinbrück von vorn herein den
idealen Kandidaten. Als ausgewiesener Schrödermann hat er die Nähe zur
Finanzoligarchie gesucht und gefunden, um den Herrschaften eine Regierungsbeteiligung
der SPD schmackhaft zu machen, auch wenn sie dann vielleicht ohne seine Person
auskommen müsste. (Was beileibe noch nicht feststeht!) Als einziger in der
SPD-„Troika“ hatte er seine aktive Politikerkarriere schon hinter sich und
durch die absehbare Wahlniederlage nichts mehr zu verlieren. Dazu passt, dass
er eine Rolle als Merkels Balljunge nur für sich selbst ausschloss, nicht für
die SPD. Als reaktivierter Politrentner hat er die „Beinfreiheit“ gegenüber der
Partei, um inhaltlich schon mal große Koalition mit Merkels Krisenkurs zu üben,
während Gabriel, Nahles u.a. noch die gequälte sozialdemokratische Seele
streicheln können.
Seine Fremdheit gegenüber der sozialdemokratischen
Gemütslage wird es auch erlauben, ihm persönlich die Niederlage anzulasten, in
deren Folge der SPD dann „leider“ nur die große Koalition übrig bleibe. Diese
personalisierte Schuldzuweisung wird schon jetzt mit jedem Fettnäpfchen, in das
er tritt, lauter. Kurzum, einen besseren konnte die SPD-Spitze für dies
Himmelfahrtskommando gar nicht finden. Da müssten ihre Umfragewerte noch viel brutaler in den Keller rauschen, damit sie ihn noch austauscht.
Es gäbe allerdings einen Weg, Steinbrücks Austausch zu
erzwingen und die abgekartete Scheinwahl doch noch in einen Politikwechsel
zu verwandeln. Dazu müssten die Wähler-innen die LINKE so stark machen, dass
SPD und Grüne sie nicht mehr ausgrenzen könnten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen