Viele Menschen spüren es, durch die Nebelwand der Sprachregelungen hindurch. Wir treiben auf eine historische Entscheidung zu.
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Entweder Europa
wächst zusammen, so wie es heute nur noch zusammenwachsen kann: Indem es die
Reste der mediterranen Lebensart abwickelt (vielmehr ein großes Musical der
Tourismusindustrie daraus macht), indem es die Südländer „auf Vordermann“
bringt. Auf die neuen DIN-Maße der Verwertbarkeit, auf Hartz-IV-Format normalisiert.
Ein neues Kolonialreich der Finanzmacht, unfrei, autokratisch, zwangsvereinigt
im Massenelend, darin deutsche Beamte als Besatzungsbürokratie. (Ohne die
willige Mitarbeit der Deutschen funktioniert das nämlich nicht.)
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Oder die Völker
widerstehen den Troika-Diktaten aus Berlin und Frankfurt, kehren dem preußischen
Europa den Rücken und eröffnen sich neue Möglichkeiten der Selbstbestimmung und
Demokratie, vielleicht sogar des sozialen Ausgleichs.
So oder so stehen wir an
einer Zeitenwende. Auf der Kippe steht der Status quo. Wie bisher geht es nicht
weiter. Es spitzt sich auf die Frage zu, wer die Oberhand gewinnt, wer Europa beherrschen
wird. Das Finanzkapital mithilfe deutscher Politik – oder die Völker?
Macht hält sich nie lange auf
der Kippe, im labilen Gleichgewicht. Macht drängt zum Entweder-oder. Spätere
Historiker werden erforschen, wo und wann der Kipppunkt eintrat, ob in Zypern,
Griechenland, Portugal, Spanien, Italien, Frankreich…
Noch wissen wir es nicht, in
welche Richtung Europa kippt. Noch können wir wählen, auf welche Seite wir uns
stellen. Ich fürchte, die meisten Deutschen würden wieder den Job der
Besatzungstruppe wählen.
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