Mit einer für italienische
Verhältnisse hohen Beteiligung (68,5% der Wahlberechtigten) hat die Mehrheit
der Bevölkerung den autoritären Angriff der Regierung Renzi auf die Verfassung
zurückgewiesen. Das „NO“ setzte sich mit 59,1% der Stimmen (19.419.507 Stimmen
gegen 13.432.208) durch.
Renzi’s Reformplan war von einer
Parlamentsmehrheit durchgewunken worden, die aufgrund eines geänderten Wahlgesetzes
zustande gekommen war, welches später das Verfassungsgericht für
verfassungswidrig erklärt hatte. Mit dem Referendum wollte Renzi das
Verfassungsgerichtsurteil überspielen.
Gewinner des Referendums sind
nicht nur rechte Parteien und Populisten, wie unsere Leitmedien behaupten, sondern
die demokratische Verfassung, die noch stark vom Geist der Überwindung des
italienischen Faschismus geprägt ist, sie wurde verteidigt gegen den Versuch
der Oligarchie, sie „effektiver“ zu machen, nämlich autoritär zurecht zu
stutzen.
Nein, Renzi’s Niederlage ist kein
Votum gegen Italiens EU-Mitgliedschaft. Obschon die Medien vorher fast wortgleich
solche Folgen in den schwärzesten Farben malten. Aber sie ist auch eine
Klatsche für die herrschenden Kreise der EU. Denn hinter seinem Reformplan
steht die Banken- und Schuldenkrise, die sich in den drei Jahren seiner Regierung
weiter zuspitzte, und die er entgegen seinen vollmundigen Versprechungen nicht in
den Griff bekam. Prompt meldeten sich heute führende EU-Größen und deutsche
Banker zu Wort und forderten eine Neuauflage der „Technokraten“-Regierung, wie
Italien sie vor Renzi schon zwei Jahre lang mit dem EU-Kommissar Mario Monti
hatte (der auch schon daran scheiterte, Italien aus der europäischen Krise herauszuführen).
Gegen das „Renzirendum“ mobilisierten
auch Rifondazione Comunista, der Partito dei Comunisti Italiani, Altra Europa, die Gewerkschaft
CGIL, der Partisanenverband (ANPI) und viele andere linke Organisationen. Beachtlich
ist auch, dass die überwiegende Mehrheit der jungen Menschen die Renzi-Reform
ablehnte.
Damit hat Italien ein hohes Maß
an politischem Durchblick gezeigt. Zu hoffen ist, dass der gemeinsame
Erfolg gegen das Referendum die italienische Linke nachhaltig stärkt und einigt.
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