Gespalten ist auch das traditionelle Wählermilieu der SPD.
Dessen Mehrheit glaubt, die dem Land und der "freien" Welt drohenden
Unwetter am besten unter der GroKo trocken zu überstehen, selbst wenn deren
Fortsetzung die SPD endgültig zum Blinddarm der Konservativen schrumpfen lässt.
Bei vielen innerhalb und außerhalb der SPD basiert die Zustimmung zur GroKo auf
der resignierten Ansicht, gegen die globale Wirtschaft sei ohnehin kein Kraut
gewachsen, folglich sei die GroKo alternativlos.
Auch eine Linkspartei, die von den Idealen der Arbeiterbewegung
abbiegt auf einen klassenlosen Kosmopolitismus, kann dann nicht mehr das
Potential aufbieten, um das SPD-Establishment zur Wiederbelebung der alten
Ideale zu drängen. Denn wie zu erwarten hat der entgrenzte Kapitalismus die
Individuen ja nicht gestärkt, sondern geschwächt, entsolidarisiert und
politisch handlungsunfähig gemacht. In ihm erscheinen die Existenznöte, die
viele Menschen bedrücken, nur als Ausdruck ihres ganz persönlichen Scheiterns.
Eine globalisierte Welt, in der jeder nur als Individuum für sich kämpfen kann,
bietet keine Grundlage für sozialdemokratische Politik, sofern man diese nicht mit „Fördern-und-Fordern“ verwechselt.
Verbunden ist das mit weit verbreiteter Skepsis gegenüber
der Nation. Die Begeisterung für die EU steht für die neuen Werte des „Supranationalismus“.
Die Nation war und ist es doch, die erst die Demokratie und den Sozialstaat möglich
machte und erhält. Die Ablehnung dieser „supranationalen“ EU wäre eine
Rückbesinnung auf das demokratische Recht auf solidarische Politik, und als
solche eine Absage an die GroKo. Und anstelle des holden Traums von „offenen-Grenzen-für-alle“
eine Rückbesinnung auf internationale Solidarität. Denn Globalisierung und
Internationalismus sind Gegensätze.
Mit dem weiteren Schwund der GroKo-SPD schwindet auch mehr
und mehr die Aussicht auf die Parlamentsmehrheit links von der CDU. Als einzig
mögliche Regierungskoalition bleibt dann nur noch Schwarz-Grün (mit oder ohne
FDP und Tolerierung durch die AfD). So führt uns die SPD herrlichen Zeiten
entgegen.
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