Gespalten ist auch das traditionelle Wählermilieu der SPD.
Dessen Mehrheit glaubt, die dem Land und der "freiheitlichen" Welt
drohenden Unwetter am besten mit einer EU durchstehen zu können, selbst wenn
deren Fortsetzung die SPD endgültig zum Wurmfortsatz der Konservativen
schrumpfen lässt, wie in England zu besichtigen.
Mit jedem Groko-Jahr schwinden so auch mehr und mehr die
Chancen für eine politische Mehrheit links von der CDU. Als einzig mögliche
Regierungsmehrheit nach dem absehbaren Bankrott der GroKo-SPD bleibt dann nur
noch Schwarz-Grün (mit oder ohne FDP).
Auch eine Linkspartei, die von den Idealen der Arbeiterbewegung abbiegt auf einen grenzenlos globalisierten Kosmopolitismus, kann dann nicht mehr das Potential aufbieten, um das SPD-Establishment zur Wiederaneignung der alten Ideale zu drängen. Denn wie zu erwarten hat der entgrenzte Kapitalismus die Individuen ja nicht gestärkt, sondern geschwächt, entsolidarisiert und politisch handlungsunfähig gemacht. In ihm erscheinen die Existenznöte, die viele Menschen bedrücken, nur als Ausdruck ihres ganz persönlichen Scheiterns. Eine globalisierte Welt, in der jeder nur als Individuum für sich kämpfen kann, bietet keine Grundlage für soziale Politik, auch nicht für internationale Solidarität. Globalisierung und Internationalismus sind Gegensätze.
Bei vielen Linken innerhalb und außerhalb der SPD basiert die Zustimmung zur EU auf der resignierten Ansicht, gegen die globale Wirtschaft sei ohnehin kein Kraut gewachsen, folglich sei die EU alternativlos. Verbunden ist dies mit einer tiefen Skepsis gegenüber der Nation. Die Begeisterung für die EU steht für die neuen Werte des linken Kosmopolitismus, der jeden Gedanken an eine Alternative links von der CDU im Keim erstickt.
Dabei war und ist es doch die Nation, die erst die Institutionen der Sozialen Demokratie möglich gemacht hat und erhält. Die Ablehnung dieser EU wäre eine Rückbesinnung auf das demokratische Recht auf eine solidarische Politik. Das haben die Engländer uns vorgemacht.
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