Dienstag, 31. Juli 2018

Resolution des Forums von Sao Paulo zur Entwicklung in Nicaragua


Das XXIV. Treffen des Forums von Sao Paulo, das alle relevanten Parteien der Linken in Lateinamerika umfasst
hat in Bezug auf die Ereignisse, die seit April in Nicaragua stattgefunden haben, folgenden Entschluss gefasst. An dem Treffen nahmen 600 Delegierte der lateinamerikanischen Linken teil. Auch europäische Linke waren vertreten.

Wir lehnen den Interventionismus und insbesondere den ausländischen Interventionismus der Regierung der Vereinigten Staaten durch ihre Agenturen in Nicaragua ab, indem sie die lokale extreme Rechte organisieren und lenken, seine bekannte Formel des so genannten "weichen Putsches" für den Sturz der Regierungen anwenden, die nicht ihren Interessen entsprechen. Ebenso lehnen wir die parteiischen Handlungen internationaler Organisationen ab, die vom Imperialismus errichtet wurden und ihm untergeordnet sind, wie die Interamerikanische Menschenrechtskommission (CIDH).

Wir verurteilen die destabilisierenden, gewalttätigen und terroristischen Aktionen der putschistischen Rechten Nicaraguas, die nach der gleichen Strategie handelt wie in anderen Ländern, z.B. Venezuela. Nachdem sie ihr ursprüngliches Ziel verfehlten, die von Kommandante Daniel Ortega geführte sandinistische Regierung zu stürzen, welche den Dialog und Konsens gefördert hat, um die Krise zu überwinden, sind sie nun bestrebt unter Missachtung der verfassungsmäßigen Ordnung die politische Instabilität aufrechtzuerhalten.

Wir verurteilen die schweren Akte der Barbarei und die Verletzung der Menschenrechte, die durch den putsch- und terroristischen Anschlag in Nicaragua begangen wurden, mit der Verweigerung des Rechts auf Freizügigkeit, Zerstörung und Verbrennung von Häusern und öffentlichen Gebäuden, Entführungen, Folter und Mord sowie die Geiselnahme ganzer Städte durch  kriminelle Horden faschistischer Gruppen im Dienst des US-Imperialismus, die unter ihren Bewohnern und insbesondere unter der sandinistischen Bevölkerung Terror und Morde verbreiteten.

Wir erkennen das legitime Recht der FSLN auf Verteidigung an, das von der sandinistischen Regierung angesichts der Aggressionen ausgeübt wird, die von den Lakaien des Imperiums gegen sie begangen werden; legitime Verteidigung, welche von den westlichen Medien als Massaker gegen das Volk dargestellt wird. Ebenso verurteilen wir die Darstellung der Verbrecher und Folterer durch die westlichen Medien als Freiheitshelden, die von den nicaraguanischen Behörden als politische Gefangene gefangen genommen wurden.

Wir drücken unsere tiefe Trauer über die Todesfälle aus, die durch die Welle der Gewalt entstanden sind, die Nicaragua heimgesucht hat und von reaktionären Sektoren im Dienste des US-Imperialismus finanziert und ermutigt wird. Todesfälle, die die rechten Medien als ein Produkt von Massakern darstellen, die von den Behörden verübt wurden, obwohl sie in Wirklichkeit das Ergebnis von bewaffneten Konfrontationen waren, die von der faschistischen Rechten provoziert wurden, wie die Tatsache zeigt, dass es eine ähnliche Menge an Toten Zivilisten zwischen den oppositionellen Reihen und den sandinistischen Reihen gibt, wie von den Experten der OAS (Organisation Amerikanischer Staaten) anerkannt. Während die IACHR (interamerikanische Menschenrechtsorganisation) ihrerseits - trotz ihrer offenkundigen Voreingenommenheit gegenüber der Regierung - zugeben musste, dass es keine Folterpraktiken gegen die von der Nationalpolizei inhaftierten Personen gab, was im Gegensatz zu den Aktionen der Putschisten gegen in ihre Hände gefallenen Sandinisten steht. 

Als Konsequenz unterstützen wir die Fortsetzung der Ermittlungen und die Aufklärung aller begangenen Verbrechen, sowie die Bestrafung der Verantwortlichen. In diesem Zusammenhang betonen wir die Rolle, die die Wahrheitskommission spielen muss.
Wir unterstützen die Forderungen der nicaraguanischen Regierung nach Frieden und Überwindung der Situation durch einen Dialog im Rahmen der Verfassung und der Gesetze.
Wir unterstützen die nicaraguanische Regierung für ihre Fortschritte bei der Wiederherstellung der Ordnung sowie für die Rechte der nicaraguanischen Bevölkerung, die von den rechten Putschisten verletzt wurden, einschließlich des Rechts auf Freizügigkeit.

Wir rufen alle fortschrittlichen und revolutionären Kräfte der Welt dazu auf, die Solidarität mit dem Kampf des Brudervolkes Nicaraguas für die Wiederherstellung des Friedens angesichts der kriminellen destabilisierenden Versuche der Oligarchie und der proimperialistischen Rechten, die uns allen, der Linken weltweit Schaden zufügen, zu stärken.

Das Volk Nicaraguas will Frieden, No pasaran.

Havanna, Kuba, am 17. Juli 2018

Donnerstag, 26. Juli 2018

Aufruf zur Beteiligung an der Aktion: Das Sterben im Mittelmeer beenden


Am 4. August, dem Jahrestag der Festsetzung des Rettungsschiffes Juventa in Italien, findet eine Seebrücke Aktion in Dortmund statt.
Gestartet wird am 04.08.2018 um 12 Uhr, Kleppingstrasse 37
(vor dem Stadthaus)

Wir werden orangene Papierboote und Flyer an Passanten verteilen, auf denen es Informationen zur Situation der Seenotrettung im Mittelmeer gibt.
Gleichzeitig werden persönliche Geschichten Betroffener beschrieben. In kurzen Redebeiträgen wird die Situation dargestellt und der Hintergrund der Aktion dargelegt.
Anschließend gibt es einen kurzen Marsch mit Plakaten und Bannern zu einem Brunnen, wo 629 orangene Schwimmkerzen angezündet, für jeden im Juni im Mittelmeer Ertrunkenen eine, und ins Wasser gesetzt werden.
So gedenken wir der vielen Menschen, die Opfer einer verfehlten Politik geworden sind.
Soviel Menschen wie niemals zuvor ertranken im Monat Juni im Mittelmeer, weil die europäischen Regierungen private Seenotrettungsboote blockieren und die Rettungskräfte kriminalisieren, anstatt Lösungen für eine gerechte und humane Flüchtlingspolitik zu finden.
Wir können nicht länger tatenlos zusehen.

Wir fordern:
- sichere Fluchtwege
- eine Unterstützung und Ausweitung von staatlicher und privater Seenotrettung
- die Freisetzung der Seenotrettungsschiffe
- die Entkriminalisierung der Helfer, die auf dem Mittelmeer Menschen retten.

Am 4. August, dem Jahrestag der Festsetzung des Rettungsschiffes Juventa in Italien, findet eine Seebrücke Aktion in Dortmund statt.

Gestartet wird am 04.08.2018
um 12 Uhr am Platz vor dem Stadthaus/Bürgerdienste, Kleppingstr. 37


Wofür Seebrücke steht
Menschen auf dem Mittelmeer sterben zu lassen, um die Abschottung Europas weiter voranzubringen und politische Machtkämpfe auszutragen, ist unerträglich und spricht
gegen jegliche Humanität. Migration ist und war schon immer Teil unserer
Gesellschaft! Statt dass die Grenzen dicht gemacht werden, brauchen wir ein offenes
Europa, solidarische Städte und sichere Häfen.
Die SEEBRÜCKE ist eine internationale Bewegung, getragen von verschiedenen
Bündnissen und Akteur*innen der Zivilgesellschaft. Wir solidarisieren uns mit allen
Menschen auf der Flucht und fordern von der deutschen und europäischen Politik
sichere Fluchtwege, eine Entkriminalisierung der Seenotrettung und eine
menschenwürdige Aufnahme der Menschen, die fliehen mussten oder noch auf der
Flucht sind.

Initiatorin der Aktion in Dortmund: Anja Sportelli, anja.sportelli@stimmcoachings.de, 0179/5283128
kontakt@trainofhope-do.de , Train of Hope Dortmund e.V.
Grüne Jugend Dortmund , Netzwerk der Ehrenamtlichen in der Geflüchtetenhilfe
Flüchtlingspaten Dortmund e. V. 
Postfach 420116, 44275 Dortmund 
www.fluechtlingspaten-dortmund.de 
info@fluechtlingspaten-dortmund.de 
Fax: +4932124428901 
Sigrid Czyrt, Volker Töbel

Freitag, 6. Juli 2018

Seehofer - Bauernschwank oder Chance zum linken Aufbruch

So allgemein die Wut über Seehofers Schmierentheater um die Abschiebung von ein paar hundert Asylsuchenden an den deutschen Grenzen ist – es hätte seinen Zweck schon erfüllt, wenn wir dabei übersehen, dass es doch um weit mehr geht als das gekränkte Ego eines abgehalfterten Altpolitikers und die Furcht der CSU vor dem Wahldebakel im Herbst in Bayern. Es geht auch nicht nur darum, mit welcher Taktik der rechte Rand der Gesellschaft gegen die AfD abgesperrt werden kann. Ja doch, das alles spielt eine Rolle, aber dahinter verbergen sich viel tiefere Auseinandersetzungen. Nämlich darum

- ob der Durchmarsch rechtspopulistischer bis faschistoider Parteien in die Regierungen europäischer Staaten jetzt auch vor Deutschland nicht mehr haltmacht,

- ob und mit welcher Strategie die Herrschenden verhindern können, dass ihr EU-Projekt ihnen am - von ihnen selbst mit erzeugten - Migrationsproblem um die Ohren fliegt,

- wie das deutsche Kapital seine ökonomische Übermacht in Europa mithilfe der EU politisch weiter absichern kann, denn nur sie ermöglicht ihm, in der Weltliga mitzuspielen.

Seehofers plumpe Klamotte wirft also ein Schlaglicht auf zentrale strategische Entscheidungen darüber, wie es mit Deutschland und Europa weitergeht. Im Schnittpunkt der sich überlagernden Konfliktfelder steht die Frage, wie die europäische Zentralmacht Deutschland künftig mit ihren Bündnispartnern (und zugleich Konkurrenten) umspringen will und kann. Genau dies ist der Kern des Streits zwischen Seehofer u.co gegen die Mehrheit der CDU. Und dieser Streit hat inzwischen alle relevanten gesellschaftlichen Akteure aufgescheucht, von der SPD bis zur Linkspartei, von den Unternehmerverbänden bis zu Kirchenkreisen. Hat Deutschland die Macht, den Anderen weiterhin Richtung und Inhalte der europäischen Integration via Brüssel vorzuschreiben – oder muss es nun auch, nolens-volens, auf den Kurs nationalistischer Abschottung und des unverhüllten Kampfs Aller-gegen-Alle umschwenken? Wobei die spärlichen Reste internationaler Kooperation und Kohäsion vollends auf der Strecke blieben.

Für die Linke geht dieser Streit um Kernfragen ihres Selbstverständnisses. Entsprechend heftig wird er in der Linkspartei geführt. Er bietet aber auch eine breitere Basis für die Sammlung aller gesellschaftlichen Kräfte links von Merkel-Nahles/Scholz, die nicht bereit sind, auf den Seehoferkurs einzuschwenken.

Es wäre fatal, wenn die LINKE diese Chance nicht nutzen würde. Für mich ist das ein entscheidendes Motiv, die Bemühungen von Sahra Wagenknecht, Oskar Lafontaine u.a. zur Bildung einer „linken Sammlungsbewegung“ zu unterstützen.