Der
Reichtum der Welt konzentriert sich immer mehr in den Händen einer kleinen
Elite von unersättlichen Superreichen. Heute besitzt ein Prozent der
Weltbevölkerung fast die Hälfte des Weltvermögens. Die 85 reichsten Menschen
besitzen ebenso viel wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung zusammen.
Soziale,
finanzielle und wirtschaftliche Ungleichheiten werden immer krasser, die
Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer. Das ist das Ergebnis eines
Berichts von Oxfam, der am Vorabend des Weltwirtschaftsforums in Davos
präsentiert wurde.
Winnie Byanyima, Geschäftsführerin von Oxfam
International:
"Wir können nicht davon ausgehen, den Kampf gegen die Armut ohne den Kampf
gegen die Ungleichheit zu gewinnen. Durch die Ausweitung der Ungleichheit
entsteht ein Teufelskreis, wodurch sich Reichtum und Macht immer mehr in den
Händen einiger weniger konzentrieren. Wir leben – in Industrie- und
Entwicklungsländern gleichermaßen – zunehmend in Gesellschaften, in denen die
niedrigsten Steuersätze, die beste Gesundheitsfürsorge, die beste Bildung und
die größten Einflussmöglichkeiten den Reichen und ihren Kindern vorbehalten
sind.“
Zu den
Ergebnissen des Berichts:
·
Schätzungen gehen davon aus, dass die reichsten
Personen und Unternehmen weltweit 21 Billionen US-Dollar in einem globalen Netz
aus Steueroasen vor den Steuerbehörden verstecken.
·
In den USA korrelieren Jahre der finanziellen
Deregulierung direkt mit einem Einkommenswachstum des obersten einen Prozents
der Bevölkerung – sein Anteil am Gesamteinkommen ist so groß wie seit dem
Vorabend der Großen Depression (1929/30) nicht mehr.
·
In Indien hat sich die Zahl der Milliardäre in den
letzten zehn Jahren verzehnfacht, begünstigt durch das Steuersystem und die
Tatsache, dass die Reichen ihre Verbindungen zur Regierung ausnutzten, während
die Ausgaben zur Armutsbekämpfung auf niedrigem Niveau stagnieren.
·
In Europa werden unter großem Druck der Finanzmärkte,
deren reiche Investoren von staatlichen Rettungsmaßnahmen für die Banken
profitierten, Sparmaßnahmen auf dem Rücken der Einkommensschwachen und des
Mittelstandes durchgesetzt.
·
In Afrika missbrauchen internationale Unternehmen –
besonders aus dem Rohstoffsektor – ihren Einfluss, um Steuern und Abgaben zu
vermeiden und beschneiden dadurch die Ressourcen zur Armutsbekämpfung.
Die wachsende soziale
Ungleichheit untergräbt demokratische Prozesse
sowohl in
Industrie- als auch in Schwellen- und Entwicklungsländern. Im Bericht „Working for the Few“ warnt Oxfam
davor, dass wohlhabende Eliten weltweit die Politik zu ihren Gunsten
beeinflussen und wirtschaftliche Spielregeln in ihrem Sinn manipulieren. Der
Bericht zeigt, wie multinationale Konzerne Milliarden von Dollar für
Lobby-Aktivitäten ausgeben.
So haben in
2013 Unternehmen des Finanzsektors 550 Millionen Dollar ausgegeben, um Druck
auf politische Entscheidungsträger in Washington und Brüssel auszuüben. In den USA
hat der Finanzsektor in 2013 über 400 Millionen Dollar für Lobby-Aktivitäten
ausgegeben, in Europa flossen 2013 circa 150 Millionen Dollar in Institutionen
der EU.
Laut
Oxfam-Bericht wächst weltweit das Bewusstsein über dieses Einkommens- und
Machtgefälle. Meinungsumfragen in Brasilien, Indien, Südafrika, Großbritannien,
Spanien und den USA zeigen, dass die Mehrheit der Befragten glaubt, die Gesetze
seien zugunsten der Reichen gemacht. Wir erleben hitzigen Streit über heilige
Kriege zwischen den „Kulturen“, Völkerhass, Fanatismus und Terrorismus, aber die
stärkste Wurzel der Gewalt, wirtschaftliche Ungleichheit und darin begründete
soziale Diskriminierung verschweigen die dafür Verantwortlichen.
Zum Bericht “Working
for the few”: http://www.oxfam.de/presse/140120-globale-ungleichheit-untergraebt-demokratie
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