Aufmerksam verfolgen die deutschen Medien, wie der neue
US-Präsident seine Spitzenbeamten einen nach dem anderen entweder direkt aus
dem Big Business herüber zieht oder aus dem Militär, das über die
Rüstungsindustrie eng mit dem Big Business verbandelt ist. Seit Trump sehen
auch bürgerliche Kreise das Weiße Haus als eine Art Zweigstelle der Wallstreet.
Ganz anders beim neuen französischen Präsidenten. Da nahm
die deutsche Öffentlichkeit gerade noch wahr, dass der Liebling der Oberschicht
vor seinem Wechsel in die Politik seine ersten Millionen als Investmentbanker
machte. Aber wie eng seine Verbindung mit dem französischen Geldadel ist, so
eng, dass seine Bewegung „En Marche“ praktisch in den Chefetagen großer
Wirtschaftsunternehmen ausgeheckt wurde, darüber findet sich in unseren
Massenmedien so gut wie nichts. Erst mit gezielter Suche in der
Wirtschaftspresse fand ich Hinweise auf ein gutes Dutzend der reichsten Franzosen
und Französinnen, die Macron’s Wahlkampf finanziell und logistisch unterstützten.
Sie alle sind Multi-Milliardäre, ihre Vermögenswerte summieren sich auf fast
200 Milliarden Euro (1 Milliarde = 1.000 Millionen).
Die illustre Schar wird angeführt von Bernard Arnault, dem
reichsten Mann Frankreichs, mit einem geschätzten Vermögen von 48 Milliarden
Euro auf Platz 13 der FORBES-Weltrangliste. Ihm gehört die Unternehmensgruppe LVMH
(Louis Vitton-Muet-Hennessy und das Modehaus Dior). Arnault hat Macron‘s
Wahlkampf finanziell und mit einem persönlichen Wahlaufruf massiv unterstützt. Er
ist auch Besitzer der Zeitungen Le Parisien, Aujourd’hui France und Les Echos,
mit denen er die Wahl beeinflusste.
Arnaults Tochter und ihr Mann, der Internet-Milliardär und
Großaktionär der Tageszeitung Le Monde, Xavier Niel, Vermögen: 8,6 Mrd. €, sind
mit den Macrons befreundet.
In der Liste von Macron’s Wahlhelfer-innen folgt auf Platz 2
die reichste Frau der Welt: Liliane Bettencourt, Haupteigentümerin des
Kosmetikkonzerns L’Oreal, mit einem geschätzten Vermögen von 39 Milliarden Euro.
Dem Vermögen nach an dritter Stelle (23,4 Mrd. €) stehen die
Brüder Wertheimer, die gemeinsam den Chanel-Konzern besitzen und lenken.
Francois Pinaud, Eigentümer von Yves St.Laurent, Gucci und
Puma (Vermögen 18 Mrd. €)…
…wird gefolgt von Serge Dassault, dem Eigentümer eines der
großen europäischen Rüstungskonzerne und der Tageszeitung Le Figaro (Vermögen
17 Mrd. €).
Erwähnt sei noch
Patrick Drahi, ein Medienmogul, Chef des luxemburgischen Kabel- und Telekommunikationskonzerns Altice, Hauptaktionär des zweitgrößten französischen Mobilfunkanbieters SFR (Société française de radiotéléphonie) – zum
Kauf 2014 verhalf ihm Macron! – sowie mehrerer Zeitungen (La Libération, L’Express,
L’Expansion), geschätztes Vermögen an die 14 Mrd. €.
Es fällt auf, dass die meisten dieser Tycoons neben ihrer
Industrie- und Handelsmacht auch maßgebliche Anteile an fast allen großen Tageszeitungen
und vielen Zeitschriften halten (Le Monde, Le Figaro, La Libération, Le
Parisien, Aujourd’hui France, Les Echos usw.) und über sie die öffentliche
Meinung beherrschen.
Über diese Namen kommen wir auch der geheimnisvollen Geburt
der „Bewegung En Marche“ auf die Spur. Es ist ja nicht alltäglich, dass ein
junger politischer Seiteneinsteiger fast über Nacht eine „Bewegung“ mit
Hunderttausenden Anhängern aus dem Boden stampft, die ihn nach wenigen Monaten ins
höchste Staatsamt trägt. Das konnte nur gelingen, weil die mächtigen
Hintermänner und –frauen seine Wahl nicht nur mit vielen Millionen Euro und persönlicher
Stimmungsmache beförderten, sondern ihm direkt Management und Logistik für En
Marche stellten.
So stammen einige Manager von Macron’s „Bewegung“ aus den
Chefetagen des Kommunikationskonzerns von Patrick Drahi. Sogar einer von
Arnault‘s Direktoren „begleitete“ die Gründung von En Marche. Und schließlich
hatte Sylvain Fort, Macron's PR-Chef, Redenschreiber und Architekt seiner
Wahlkampagne vor dem Eintritt in den Führungszirkel der „Bewegung“ (August
2016) für die Großbank BNP Paribas, die Kommunikations-Agentur von Vincent
Bolloré, einem weiteren milliardenschweren Förderer Macron‘s, und für den
Multi-Milliardär Bernard Arnault (siehe oben) gearbeitet. Man darf also
vermuten, dass Fort‘s Wechsel zu En Marche direkt mit den großen Gönnern abgesprochen,
wenn nicht von ihnen arrangiert war.
Warum unsere Desinformationsmedien diese Hintergründe der
Präsidentenwahl lieber im Dunkeln lassen, ist leicht zu verstehen. Führt doch
nur ein kurzer Gedankenschritt von diesen Kenntnissen zu der Frage, für wen der
Herr aus den „besten Kreisen“ Politik macht. Und wenn er sie für diese seine
Kreise macht, die ihn dorthin geschoben haben, damit er ihnen nützt – dann
stellt sich in einer Klassengesellschaft sofort die Frage, ob er damit auch der
Mehrheit seiner Untertanen nützt – oder schadet?
Dann werfen seine Anleihen bei Schröder‘s Agenda 2010 und
Merkel-Schäuble‘s „schwarzer Null“ (siehe Teil 3 dieser Serie) auch hier aufs
neue peinliche Fragen an die Herrschenden auf. Das mögen unsere Meinungsmacher
lieber nicht riskieren.
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