Zu den laufenden Tarifverhandlungen in der deutschen Metallindustrie und im Öffentlichen Dienst erklärt der Ökonom Heiner Flassbeck:
„Würde
man nur, wie das in der folgenden Abbildung getan ist, die Lohnformel
ausrichten an der Rate von 1,5 Prozent für Produktivitätszuwachs und die
Zielinflationsrate (die graue Kurve), kommt man für Deutschland auf 3,4 Prozent
als die Norm, die für Lohnsteigerungen gelten müsste, wenn es keine Eurokrise
gäbe.
Da
Deutschland aber weit unter der grauen Kurve liegt, gibt es einen Nachholbedarf
für den Fall, dass man andauernde europäische Deflation und einen Zerfall der
EWU verhindern will. Folglich müssten die deutschen Nominallöhne für viele
Jahre mindestens um 4,5 Prozent steigen, will man ein solches Horrorszenario
(vor allem für deutsche Arbeitsplätze) ausschließen. Daran gemessen, ist jeder
Vorschlag (oder auch jede unkommentierte Prognose, die eine solche Rate
unterstellt), in der Größenordnung von zwei Prozent zu bleiben,
unverantwortlich.
Dass
die deutschen Arbeitgeber einschließlich der öffentlichen Hände sich offenbar
entschlossen haben, ein Exempel zu statuieren und die Schwäche (bzw. in manchen
Fällen den vorauseilenden Gehorsam) der Gewerkschaften auszunutzen, ist ein
schlimmes Signal. Es zeigt, dass Deutschland bereit ist, mit großer Brutalität,
seine merkantilistische Politik fortzusetzen und den Zusammenbruch der
Europäischen Währungsunion dabei in Kauf zu nehmen.“
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